Stelle dir vor, du wärst für 12 Jahre von deiner Familie abwesend, nur einige Postkarten mit wenigen Wörten, strategisch versandt, sind deine einzige Verbindung mit ihr. Eines Tages entscheidest Du einfach, zurückzukehren, um ihnen anzukündigen, dass der Tod vor Deiner Tuer steht. Wie glaubst Du werden sie reagieren? Xavier Dolan präsentiert uns in seinem neuesten Film die Schicksalsschläge, durch die Louis geht, ein junger und erfolgreicher Schriftsteller, der seine Rückkehr als verlorener Sohn unternimmt. Trotzdem wird der Empfang nicht so sein, wie er es sich wünscht, denn er wird sich […]
Rhino Season (Iran / Türkei, 2012)

Der neuste Film des brillianten, kurdisch-iranischen Cineasten Bahman Ghobadi (gelegentlich auch Darsteller), seines Zeichens Erschaffer epochemachender Streifen wie „Zeit der trunkenen Pferde“ und „Schildkröten können fliegen“, hat auch dieses Mal den Fokus auf der Problematik des kurdischen Volkes. „Rhino Season“ erzählt uns die Geschichte des kurdischen Poeten Sadegh Kamangar, welcher aufgrund der Anschuldigung, politische Poesie verfasst zu haben, vom islamistischen Regime inhaftiert wurde. Gleichzeitig sitzt seine Frau Mina für die Unterstützung dieser „sündhaften“ Aktivitäten ebenfalls im Gefängnis. Sie wird aus dem Gefängnis entlassen und erfährt von offizieller Seite, dass ihr Ehemann tot ist. Am Boden zerstört entscheidet sie, zusammen mit ihren Kindern nach Istanbul zu flüchten. Ihr Mann indessen ist nicht tot, sondern bleibt dank der Anstrengungen eines ehemaligen Bediensteten inhaftiert, welcher seinerseits seit der Revolution gegen den Sha in der Gunst des Regimes steht. Nachdem Kamangar schließlich das Gefängnis verlassen kann, begibt er sich auf die Suche nach seiner Familie.
Im Film spielen die Hauptrollen Behrouz Vossoughi, Monica Bellucci und Yilmaz Erdogan mit großartigen Auftritten, in denen sie Charaktere in tiefster Verzweiflung darstellen, verstärkt durch die fabelhafte Fotografie von Touraj Aslani. Jede Einstellung besitzt eine perfekte Harmonie. Weit entfernt von den lebhaften Farben in der Bildgestaltung anderer iranischer Filme, verwendet dieser gedämpfte Töne der Filmographie von Ghobadi, manchmal vielleicht etwas zu düster. Die Musik ist eine zusätzliche Schönheit des Films, welche die Rhythmen der traditionellen persischen Musik beibehält und bis zur Perfektion die Räume des Universums von „Rhino Season“ stimmig macht. Angefüllt mit Symbolismen und durch gelegentliche Zitate des Werks des Poeten, wird aus diesem Film eine Meisterwerk der extremen visuellen und auditiven Schönheit, soweit, dass es – ich wage zu sagen – bis dato der beste Film von Ghobadi ist. Nicht zu verpassen, wenn man Kino von großer Qualität genießen möchte.
(Übersetzung Alexander Hämmerle)
Alle zwei Wochen lässt uns in der Rubrik FOTOGRAMAS die mexikanische Videographin
an ihrer großen Leidenschaft – dem Kino – teilhaben und schildert aus der Perspektive des Fachs ihre neuesten Eindrücke aus der internationalen Kinoszene.
The Lobster (Frankreich, 2015)


In einer dystopischen Gesellschaft, auch wenn sie nicht weit von der Realität entfernt scheint, werden Singles in ein Hotel mitten im Wald gebracht und dazu überredet, einen neuen Partner in einer Frist von nicht mehr als 45 Tagen zu finden. Andernfalls würden sie in Tiere verwandelt. David (Colin Farrell) ist von seiner Frau verlassen worden und sieht sich gezwungen, die Stadt zu verlassen, um sich in diesem Hotel voller merkwürdiger Personen mit ausgeprägten bis krankhaften emotionalen Störungen einzuquartieren. Yorgos Lanthimos erforscht und kritisiert den gesellschaftlichen Druck, ein Leben als Paar […]
The Voices (USA, 2014)


Marjane Satrapi führt bei ihrem dritten Film Regie und zum ersten Mal behandelt sie eine Geschichte, die nicht von ihr geschrieben wurde. Erinnern wir uns an „Persepolis“ und „Huhn mit Pflaumen“, die beide auf ihren gleichnamigen Comics beruhen. Die Geschichte handelt von Jerry, einem schüchternen jungen Mann mit bezaubernden Charm, der sich „durch Zufall“ in einen Serienmörder verwandelt. Eine untypische Form, einen Serienmörder zu präsentieren, soweit, dass man Empathie für ihn, sein Erleiden von Psychosen (oder was auch immer der medizinische Ausdruck dafür sei) und sein Widerstreben, aus Angst vor […]