Marjane Satrapi führt bei ihrem dritten Film Regie und zum ersten Mal behandelt sie eine Geschichte, die nicht von ihr geschrieben wurde. Erinnern wir uns an „Persepolis“ und „Huhn mit Pflaumen“, die beide auf ihren gleichnamigen Comics beruhen. Die Geschichte handelt von Jerry, einem schüchternen jungen Mann mit bezaubernden Charm, der sich „durch Zufall“ in einen Serienmörder verwandelt. Eine untypische Form, einen Serienmörder zu präsentieren, soweit, dass man Empathie für ihn, sein Erleiden von Psychosen (oder was auch immer der medizinische Ausdruck dafür sei) und sein Widerstreben, aus Angst vor […]
Das Schwein von Gaza (Frankreich, 2011)

Jafaar ist ein armer Fischer, der in Gaza lebt und dessen Fischernetze ihm leider keine gut zu verkaufende Fische bescheren, damit er seine Schulden begleichen kann. Eines schönen Tages jedoch findet er in seinen Netzen alles andere als einen großen Fisch, sondern etwas völlig absurdes und unbegreifliches: ein kleines Schwein; d.h. ein von den Moslems wie den Juden als unrein betrachtetes Tier. Daher versucht sich Jafaar verzweifelt von dem Tier zu befreien. Zuerst versucht er es an einen Offiziellen der UN zu verkaufen. Dann – auf Rat eines Freundes – versucht er es zu schlachten, um die Reste ins Meer zu werfen … Jafaar schafft es aber nicht, da er weder die Kaltblütigkeit noch die Beherrschung besitzt, um eine Kalashnikov zu benutzen und so das arme Tierchen umzubringen. Er erfährt, dass in einem nahegelegenen, jüdischen Unterschlupf Schweine gezüchtet werden. Der Fischer kennt Yelena und verkauft ihr den Samen des Schweinchens für die künstliche Befruchtung. Jafaar kennt das Motiv für die jüdische Schweinezucht nicht, bis er in eine komplizierte Situation verwickelt wird.
Normalerweise wird der Konflikt zwischen Palästina und Israel in den Medien in einer dramatischen, tragischen Form dargestellt. Trotz der Komplexität des Themas verwendet Estibal eine der mächtigsten Techniken, um das Publikum zum Nachdenken anzuregen, d.h. das Lachen. Dieser Film erzählt keine tragische und blutrünstige Geschichte, die die Schuld der einen oder anderen Seite zuweist. Er ist hingegen eine Komödie, die (auf sarkastische Art und Weise) die intransigenten Positionen hervorhebt, welche gelegentlich lächerliche Ausmaße annehmen. Die Szene als Fatima (die Frau von Jafaar) mit einem israelischen Soldaten über eine brasiliansche Telenovela spricht, ist eine offensichtliche Metapher für das, was sich in diesem Land abspielt:
Fatima: Er merkt immer, dass sie ihn angreift, aber er ist stärker als sie …
Soldat: Schauen sie, sie hat angefangen.
F.: Er musste Distanz bewahren … er hätte gehen sollen.
S.: In Bälde endet mein Militärdienst und ich werde nach Hause zurückkehren (…) Ich will hier nicht bleiben.
F.: Wir wollen auch nicht, dass sie bleiben. Das wissen sie.
Dynamisch und neckisch. “Das Schwein von Gaza” ist ein Film, den man von Anfang bis Ende genießt und der einen zum Lachen bringt, auch wenn man sich vor einer Realität wiederfindet, die die Fiktion überschreitet.
(Übersetzung Alexander Hämmerle)
Alle zwei Wochen lässt uns in der Rubrik FOTOGRAMAS die mexikanische Videographin
an ihrer großen Leidenschaft – dem Kino – teilhaben und schildert aus der Perspektive des Fachs ihre neuesten Eindrücke aus der internationalen Kinoszene.
The Prophet (Kanada / Frankreich / u.a., 2014)


„The Prophet“ ist ein von dem gleichnamigen Buch des libanesischen Autors Khalil Gibran inspirierter Animationsfilm. Er stellt eine reflektierende Reise durch verschiedene Themen wie Ehe, Liebe und Tod dar. All jenes wird durch schöne Animationen unterschiedlichster Techniken illustriert und unter der Mithilfe verschiedener Regisseure realisiert. Da sind zum Beispiel Roger Allers (Der König der Löwen), Tomm Moore (Die Melodie des Meeres), Nina Paley (Sita Sings Blues), Joann Sfar (Die Katze des Rabbiners) oder Joan C. Gratz. Auch wenn der Film an ein jüngeres Publikum gerichtet ist, könnte er für die […]
Die Katze des Rabbiners (Frankreich, 2011)


Im Algerien der zwanziger Jahre lebt in einer jüdischen Gemeinde ein Rabbiner mit seiner Tochter, seiner Katze und seinem Wellensittich … Eines schönen Tages frisst die Katze den armen Wellensittich und dadurch erlangt sie die Fähigkeit zu sprechen. Und nicht nur das. Die Gabe zu sprechen wird begleitet von der Fähigkeit zu urteilen. Der Rabbiner beginnt ihm die Thora zu lehren und daraufhin entscheidet das Kätzchen, dass der Moment seiner Bar-Mizwa gekommen ist. Nichtsdestotrotz trifft es eine starke Opposition von Seiten des Meisters des Rabbiners, welcher es als ketzerische Kreatur […]