Kimi no Na wa / Your Name (Japan, 2016)

Makoto Shinkai überrascht uns ein weiteres Mal mit einem herrlichen Animationsfilm und erzählt uns die schöne Geschichte von Mitsuha und Taki. Der junge Regisseur aus Japan hat schon in vorhergehenden Arbeiten sein Talent bewiesen, Liebesgeschichten zu erzählen und bei dieser Gelegenheit präsentiert er uns seine Version des gleichnamigen Romans. Während seines Erscheinens im Jahr 2016, hat “Your Name” großes Erstaunen beim jungen japanischen Publikum ausgelöst. Die Geschichte übernimmt in Teilen die Legende des roten Fadens, welche von zwei Personen handelt, deren Schicksal trotz der gegenseitigen Distanz in Raum und Zeit verbunden ist. Mitsuha, ein Mädchen aus der Provinz, welches davon träumt, in Tokio zu leben, tauscht den eigenen Körper mit Taki, einem jungen Student, der Teilzeit arbeitet und tatsächlich in Tokio lebt.

“Die Fäden repräsentieren den Fluss, der in unserem Inneren existiert. Die Fäden verdrehen sich, wackeln, verwickeln sich, und verbinden sich von neuem… das ist die Zeit.”

Die Realität und die Träume vermischen sich, während Mitsuha und Taki sich kennenlernen, da sie jeweils das Leben des anderen leben müssen. Sie hinterlassen sich Notizen im Handy und sogar auf der Haut. Alles wird zu einer Leinwand, auf der sich die Geschichte malen lässt, die die beiden erschaffen und die existiert, obwohl sie niemals nahe beieinander gewesen sind. “Kimi no Na wa me”, wie der Titel im japanischen Original lautet, erinnert uns an ein berühmtes Zitat des mexikanischen Schriftstellers Octavio Paz: “Die Zeit hört auf, eine Abfolge zu sein und kehrt zu dem zurück, was sie ursprünglich war: eine Gegenwart, in der sich Vergangenheit und Zukunft versöhnen.”

Eine entzückende, überhaupt nicht abstoßende Liebesgeschichte, welche auch die Erinnerung an die Tragödien, welche sich 2011 in Japan ereigneten, aufrechterhält. “Du weißt nicht, wann Tokio sich verwandeln wird”, bestätigt Taki und gibt eventuell einem Gedanken des kollektiven Unbewussten in Japan eine Stimme. Der Film ist wärmstens zu empfehlen: eine exzellente Geschichte, Animation und Reflektion über Raum und Zeit.

(Übersetzung Alexander Hämmerle)


Alle zwei Wochen lässt uns in der Rubrik FOTOGRAMAS die mexikanische Videographin Jazmín Camacho an ihrer großen Leidenschaft – dem Kino – teilhaben und schildert aus der Perspektive des Fachs ihre neuesten Eindrücke aus der internationalen Kinoszene.

Facebook Comments
(Visited 843 times, 1 visits today)
Nicht verpassen

Seinto Oniisan / Saint Young Men (Japan, 2013)

Basierend auf dem Manga von Hikaru Nakamura wurde Saint Young Men zuerst in zwei Original Video Animation Serien realisiert (OVA) und anschließend als Kinofilm. Die Geschichte dreht sich um die Ferien von Jesus Christus und Buda, welche Japan als ihren Erholungsort ausgesucht haben und ein Appartement bei einer griesgrämigen Alten mieten. Die illustren Persönlichkeiten verwandeln eine einfache irdische Aktivität in eine totale Odyssee mit komödienhaften Konsequenzen. Bei einem Besuch des öffentlichen Schwimmbads zum Beispiel beabsichtigt Buddha Jesus das Schwimmen beizubringen. Als dieser sich jedoch ins Wasser begibt, teilt er das […]

Die Katze des Rabbiners (Frankreich, 2011)

Im Algerien der zwanziger Jahre lebt in einer jüdischen Gemeinde ein Rabbiner mit seiner Tochter, seiner Katze und seinem Wellensittich … Eines schönen Tages frisst die Katze den armen Wellensittich und dadurch erlangt sie die Fähigkeit zu sprechen. Und nicht nur das. Die Gabe zu sprechen wird begleitet von der Fähigkeit zu urteilen. Der Rabbiner beginnt ihm die Thora zu lehren und daraufhin entscheidet das Kätzchen, dass der Moment seiner Bar-Mizwa gekommen ist. Nichtsdestotrotz trifft es eine starke Opposition von Seiten des Meisters des Rabbiners, welcher es als ketzerische Kreatur […]

7 Boxes (Paraguay, 2012)

Eine Luftaufnahme des Mercado 4 in Asunción zeigt uns etwas des Umfelds, in dem Víctor lebt. Rasch dringt die Kamera zu den Orten vor, dem Menschengedränge und den “diableros”: Personen, die für wenig Geld Ware von einem Ort zum anderen transportieren. Während Víctor verträumt ein Stück von einem Film sieht, verliert er einen Klienten. Nichts zu machen, er muss seinen Weg fortsetzen, als seine Schwester ihn mit der neuesten Technik aus 2005 (das Jahr, in dem der Film handelt) aufnimmt: ein Handy mit Videokamera. “Es ist, wie ein Fernsehstar zu […]